Umschulung bei WBS TRAINING: Christopher Heß lächelt in die Kamera.
Umschüler Christopher Heß

Ihr fragt euch sicher, was eine Umschulung genau ist oder wie das ganze überhaupt funktioniert. So ging es mir auch. Ganz zu Anfang hatte ich bis dahin nur von Bekannten oder Verwandten hier und dort ein paar Infos ergattern können. Erfahrt gemeinsam mit mir die Welt der Umschulung, in welche ich euch hier einführe.

Autor: Christopher Heß

Aller Anfang ist schwer – Was vor der Umschulung zu klären ist.

Zuallererst stellt sich bestimmt jede einmal die Frage: Lohnt sich eine Umschulung für mich? Ich antworte meistens: Kommt drauf an. Warum? Weil das immer individuell zu entscheiden ist. Der Grund ist ziemlich simpel – nicht jeder braucht eine Umschulung. Wer genau eine solche Maßnahme braucht, entscheidet die Agentur für Arbeit immer im Einzelfall. Ich kann hier nur von meinem Fall ausgehen.

Ich durfte, nach bereits vorangegangenen Versuchen einen solchen Platz zu erhalten, eine Umschulungsmaßnahme besuchen. Die Argumentation hierfür war unter anderem: Ich sei berufsentfremdet. Verwirrt fragte ich, was das sein soll. Man erklärte mir,  nach Vorlage des Gesetzesentwurfes, das man berufsentfremdet ist, sobald man mindestens vier Jahre durchweg nicht in seinem ausgebildeten Beruf gearbeitet hat. Im Klartext – ich war ohne Ausbildung, trotz zweijähriger – erfolgreich abgeschlossener – Berufsausbildung, sechs Jahre zuvor.

Vorab sei noch zu erwähnen, dass eine solche Umschulungsmaßnahme zwei Jahre dauert. Es waren mehrere Gespräche zwischen Agentur für Arbeit und dem Bildungsträger, in meinem Fall der WBS TRAINING,  notwendig um mir einen Bildungsgutschein zu sichern, welcher für die Maßnahme gebraucht wird. Denn dieser ist quasi der „Scheck“ zum Bezahlen der Umschulung. Habt ihr euren zukünftigen Beruf ausgesucht und euch bei der Agentur für Arbeit und der WBS einigen Tests und Gesprächen unterzogen, geht es auch schon weiter. Ich wählte den Beruf des Industriekaufmanns.

Meine Umschulung bei WBS TRAINING: Die erste Zeit.

Am ersten Tag der Umschulung lernte ich meinen künftigen Arbeitsplatz, sowie die Örtlichkeiten und die Betreuer vor Ort kennen. Die erste Auffälligkeit ist hier: Der Arbeitsplatz ist ein voll ausgestatteter Rechner mit zwei Monitoren, Eingabegeräten und Headset samt Mikrofon. Jetzt werdet ihr sicher fragen: Was? PC, Headset? Wozu? Ganz einfach: Die WBS nutzt das Konzept des Live-Online-Unterrichts. Dazu gleich mehr.

Als ich alles kennen gelernt hatte, galt es weitere Formalitäten zu erledigen. Ich wurde in Kenntnis gesetzt über den groben Ablauf der nächsten zwei Jahre und erhielt bereits meine ersten Bücher. Vielleicht gibt es jetzt einige, die wieder Fragen werden: Wie Bücher? Dachte alles am PC! Fast richtig, ihr bekommt aber auch Bücher, um diese ergänzend zum Live-Online-Unterricht zu nutzen. Und keine Sorge, diese Bücher sowie alle anderen Lernmittel sind „gratis“ für euch. Sprich, sie sind schon bezahlt und euer Eigentum. Finde ich eine super Sache, muss ich mir keine weiteren Sorgen machen. Als Info am Rande – Ihr bekommt auch die Fahrkosten von eurem Zuhause bis zum Standort bezahlt, cool nicht?

Live-Online-Unterricht und E-Campus.

Live-Online-Unterricht, was ist das also genau? Ihr verbringt die meiste Zeit eurer Schulung vor dem PC, nutzt dabei euer Headset und Mikrophon und tauscht euch in einem virtuellen Klassenzimmer mit anderen Teilnehmern und den Dozenten aus. Klingt zu Anfang recht komplex, ist aber im Grunde simpel. Ich bekam auch an den ersten beiden Tagen eine Einarbeitung für dieses Klassenzimmer, wie man es richtig nutzt, wie man spricht und miteinander arbeitet.

Und ich wurde für den E-Campus eingelernt. Jawohl, wieder ein Fachbegriff, aber auch dieser ist simpel erklärt. Es ist ein elektronischer „Universitätscampus“, in dem ihr Nachrichten untereinander schreiben, oder wichtige Daten im Kalender eintragen, könnt. Aber das wichtigste daran ist: Hier findet ihr sämtliche, von den Dozenten hinterlegte, Lehrmaterialien, welche ihr für den Unterricht braucht. Über den Campus erreicht ihr auch eure Ausbilder für euren erwählten Beruf, welche euch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Alles in Allem eine super Sache und ich finde, selbst PC-Muffel können sich schnell eingewöhnen.

Sollte es doch mal nicht so ganz mit der Eingewöhnung klappen oder aber die Technik streikt – man hat Probleme mit anderen Dingen oder man vergisst einfach seine Login-Daten – so habt ihr immer wieder eure Betreuer vor Ort, die euch gerne und schnell helfen. Also keine Bange, ihr seid gut versorgt. Und nebenbei: Mir erging es nicht viel Anders als den meisten Umschülern. Wir alle waren nervös oder verunsichert.

Der Unterricht.

Vorab sei gesagt, dass die WBS TRAINING Schnupperkurse anbietet, um sich grob ein Bild über den Unterrichtshergang zu machen. Dennoch kann es mitunter anstrengend für den Einen oder Anderen sein, acht Stunden am Tag vor dem Monitor zu sitzen, was mir persönlich nicht so gut gefällt. Natürlich gibt es regelmäßig Pausenzeiten zum Entspannen und Beine vertreten, trotzdem ist hier Ausdauer gefordert.

Der Unterricht stellte sich als sehr kompakt und straff organisiert dar. Denn ihr dürft dabei nicht außer Acht lassen, dass Ihr bei einer Umschulung eine Berufsausbildung durchpaukt, für die normale Auszubildende drei Jahre veranschlagt bekommen. Das finde ich mitunter auch etwas hart, weil man jede zweite Woche ein anderes Thema behandelt, stellenweise durcheinander gemixt, und ihr jedes Mal einen anderen Dozenten mit anderen Lehrmethoden habt. Das erfordert eine Menge von uns Teilnehmern ab.

Die Inhalte und Ablauf des Unterrichts.

Die Themen bei der WBS entsprechen genau dem Ausbildungsrahmenplan. So fand ich mein Lieblingsthema und war schnell dabei. Meine Lernweise unterschied sich auch kaum von der Anderer: Was ich nicht ausdrucken konnte oder wollte, notierte ich mir auf Schmierblättern oder recherchierte im Internet. Da seid ihr relativ frei gestellt.

Der Dozent selbst wird in der Regel im Klassenzimmer eine Präsentation zur Verfügung stellen, auf deren Basis sich der Unterricht gestaltet. Dabei hatte ich immer wieder die Möglichkeit, mich bei Fragen zu melden oder auch fachliche Diskussionsrunden zu starten. Langeweile kam nur selten auf, da ich stets mit Übungsaufgaben versorgt wurde.

Gern verwendete Praxis ist die Methode der Gruppenarbeit und Rollenspiele. Hier wurde ich mit anderen Teilnehmern in verschiedene Gruppen eingeteilt und wir sollten gemeinsam ein Ergebnis erarbeiten, das hat oft richtig Spaß gemacht. Das Rollenspiel soll dem Verinnerlichen von komplexen Vorgängen dienen, zum Beispiel Vorstellungsgespräche richtig zu führen. Ich persönlich finde, dass der Live-Online-Unterricht nicht an den Präsenzunterricht herankommt. Hier fehlt ein wenig die persönliche Note, das „Da-Sein“ im Klassenzimmer, wie früher zu Schulzeiten.

Die Prüfungen – Keine Angst.

Am Ende eines jeden Unterrichtsblocks, den sogenannten „Bausteinen“, findet eine Prüfung zum bereits Erlernten statt. Das Ergebnis könnt ihr anschließend im Campus einsehen. Keine Angst, ich empfand diese Prüfungen nie als zu schwer oder gar unmöglich. Das hängt aber auch wieder vom Dozenten ab, wie er solche Prüfungen gestaltet, denn da haben sie freie Hand.

Auch Trainerbewertungen finden immer nach einem Baustein statt. Das Schöne daran: Hier durften ich und die anderen immer ehrlich sein, denn diese Bewertungen des Dozenten sind anonym. Sie dienen der Verbesserung der Maßnahmen im Ganzen und des Unterrichts im Einzelnen, für die Zukunft.

Praktikum im Mittelfeld und Nachklang.

Nach gut der Hälfte der Zeit wurde ich zur Zwischenprüfung bei der IHK und der WBS geladen. Das gehört mit zur Umschulung und ihr werdet auf euer Wissen geprüft, euer Bildungsstand und eure Defizite werden ermittelt. Habt ihr auch diese Zeit hinter euch, beginnen die Praktika in euren Betrieben. Ja, auch das gehört dazu.

In meinem Fall musste ich vorher erneut Bewerbungen schreiben, um eine solche Stelle zu finden. Die Erfahrungen gehen hier weit auseinander, da jede IHK andere Vorgaben an die Umschüler hat. Hat man erstmal einen Platz, kann man das Gelernte aus der Theorie, je nach Abteilung im Betrieb, auch umsetzen.

Denn nach den Praktika kommt eine abschließende Lernzeit innerhalb der WBS, in der nochmals alle Themen in einem gewissen Zeitraum wiederholt werden, um euch für die Abschlussprüfung vorzubereiten. In dieser Phase werde ich mich demnächst befinden. Wie es also weitergeht, kann ich euch leider noch nicht mitteilen.

Ich hoffe jedoch, dass ich euch mit diesem Artikel einen groben und doch aufschlussreichen Einblick in eine Umschulungsmaßnahme geben konnte. Ich wäre damals vor Beginn der Maßnahme froh gewesen, über solche Informationen. Also weiterhin viel Spaß und freundliche Grüße an Euch da draußen!

Euer Christopher Heß

(Teilnehmer der Umschulung zum Industriekaufmann bei WBS Hanau)

Unser Header ist von Ben White.

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