Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen hat vor allem ein Ziel: Die Qualität der Patientenversorgung soll verbessert werden. Qualitätsmanagementbeauftragte kontrollieren und optimieren konkret die Prozesse in Krankenhäusern und weiteren Institutionen des Gesundheitswesens. In anderen Branchen gewinnt Qualitätsmanagement ebenfalls an Bedeutung, denn es dient zur Kunden- und Investorenbindung. Wir haben mit einem Experten des Qualitätsmanagements gesprochen: Thomas Montag, 52 Jahre, ist u. a. Trainer für die Weiterbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragter für Gesundheit und Soziales mit DEKRA-Zertifikat bei den WBS SCHULEN und blickt auf eine lange Karriere im Gesundheitswesen zurück.
Lieber Herr Montag, seit wann sind Sie Trainer im Bereich Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen?
Nach meiner Ausbildung zum Krankenpfleger habe ich BWL studiert. Danach habe ich im Marketing und in der Personalabteilung zweier Firmen im Gesundheitswesen gearbeitet. Daher habe ich sowohl Erfahrung in Krankenhäusern — die Leistungen für Patienten erbringen — gesammelt, als auch bei Leistungsträgern, wie beispielsweise Krankenkassen. Hier habe ich freiberuflich Projekte der Personalentwicklung übernommen. Zum Lehren kam ich über die Fachhochschule Frankfurt. Die FH suchte 2007 jemanden, der erfahren im Gesundheitswesen ist, um den Fachbereich Qualitäts- und Risikomanagement zu leiten. So bin ich zum Trainer für die Schnittstelle BWL und Gesundheitswesen geworden.

Was ist ein Qualitätsmanagementbeauftragter?
Ein Qualitätsmanagementbeauftragter bezieht eine Stabstellenfunktion im Gesundheitswesen. Er kümmert sich darum, dass gesetzliche Auflagen erfüllt und eingehalten werden. Darüber hinaus hat Qualitätsmanagement die Aufgabe, Unternehmen oder Institutionen dorthin zu bringen, Fehler rechtzeitig zu erkennen und bestenfalls zu vermeiden. Die Fehlerminimierung führt zu einer positiven Außenwahrnehmung für potenzielle Geldgeber, denn Qualitätsmanagement besitzt auch eine Marketingfunktion. Dadurch können sich Unternehmen im freien Markt von anderen Institutionen unterscheiden. Inzwischen haben sich Qualitätsmanagementbeauftragte als zentrale Figuren in der Unternehmenskultur etabliert und übernehmen sehr viel Verantwortung.
Wie sieht das Arbeitsfeld eines Qualitätsmanagementbeauftragten im Gesundheitswesen aus?
Meistens arbeiten Qualitätsmanagementbeauftragte direkt in einem Unternehmen. Oft ist es hilfreich, in Teilzeit im Pflegeberuf tätig zu sein. Dadurch fallen Fehlerquellen in Prozessen schnell auf und können behoben werden. In Krankenhäusern wird darauf geachtet, dass die Qualitätshandbücher aktualisiert werden, damit das Krankenhaus rechtlich abgesichert ist. Darüber hinaus dient das Qualitätsmanagement dazu, die Wahrnehmung von patientenorientierter Pflege und Medizin positiv aufzuwerten. In der ambulanten Pflege hat der Qualitätsmanagementbeauftragte eine speziellere Rolle, da er innerhalb eines Betriebes sowohl Pflegedienst- bzw. Heimleitung als auch Qualitätsmanagement verkörpert. Stab- und Führungsstelle schließen sich dabei nicht aus, sondern ergänzen sich gut, wenn es zum Beispiel um Personalfragen und Prozessoptimierung geht.
Wie arbeitet ein Qualitätsmanagementbeauftragter?
Modernes Qualitätsmanagement funktioniert nach dem Gegenstromprinzip. Zunächst werden rechtliche Pflichten und neue Gesetze umgesetzt. Gleichzeitig ist es wichtig, auch Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter mit einzubeziehen. Alle Meinungen fallen ins Gewicht. Dabei ist das Konzept des Qualitätsmanagements extrem dynamisch und folgt dem Nullfehler-Prinzip der Perfektion: Wir wollen erreichen, dass der Mensch perfekt ist und keine Fehler mehr macht. Natürlich ist niemand perfekt, aber dadurch werden alle Mitarbeiter angespornt, sich zu verbessern und ihr inneres Potenzial voll auszuschöpfen.
Welche Möglichkeiten gibt es, um die Qualität von Prozessen und Leistungen zu sichern?
Da das Gesundheitswesen dezentral funktioniert, muss effizientes und effektives Qualitätsmanagement viele Kontrollinstanzen einbauen, um zu wissen, wer auf welche Art und Weise arbeitet. Das kann elektronisch oder personell geschehen. Neben der regelmäßigen Evaluation werden Prozesse ständig überprüft und haben auch eine vorhersagende Funktion im Sinne des Risikomanagements. Beim Risikomanagement werden soziale, wirtschaftliche und menschliche Bedingungen bemessen, um Fehler im Vorfeld zu korrigieren. Dabei wird die Relevanz des Fehlers für den gesamten Betrieb betrachtet. Gleichzeitig muss der Qualitätsmanagementbeauftragte auch ökonomisch denken: Qualität hat ihren Preis. Das vorhandene Budget muss gut verteilt und sinnvoll eingesetzt werden.
Welche Karriereaussichten haben Qualitätsmanagementbeauftragte?
Qualitätsmanagement hat drei Karrierestufen: Die erste Stufe ist ein Qualitätsmanagementbeauftragter, der in Einrichtungen vor Ort arbeitet. Später kann er Qualitätsmanager werden und überregionales Qualitätsmanagement sichern, beispielsweise in der Altenpflege oder bei Krankenhausträgern. Die dritte Stufe ist ein Qualitätsauditor, der Zertifizierungen des Qualitätsmanagements vergeben kann. In Berlin kann man auch Qualitätswissenschaften studieren und die akademische Laufbahn der Qualitätsforschung wählen. Qualitätsmanagement bietet also attraktive Karriereaussichten und ist ein eigenes Berufsfeld mit viel Verantwortung, in dem man eigene Abteilungen leiten kann und viel wertvolles Wissen über Unternehmenskommunikation erlangt.
Welche Eigenschaften sollte man als Qualitätsmanagementbeauftragter mitbringen?
Generell ist es sinnvoll, wenn man im Gesundheitswesen bereits auf mehreren Stationen gearbeitet hat und viel Erfahrung aus der Praxis mitbringt. So können unterschiedliche Prozesse direkt verglichen und optimiert werden. Ebenfalls sollte man Neugier auf Neues mitbringen und in der Lage sein, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Denn ein Qualitätsmanagementbeauftragter darf nicht nur in seinem eigenen Bereich denken, sondern muss auch darüber hinaus Weitsicht besitzen und die Gesamtsituationen eines Unternehmens im Blick haben. Fehl am Platze ist derjenige, der zu sehr in einer Denkrichtung eingefahren ist.
Was ist eine DEKRA-Zertifizierung?
Die DEKRA-Zertifizierung ist eine offizielle, bundesweite Anerkennung und wird von allen Institutionen und Einrichtungen gerne gesehen. Für viele im Gesundheitswesen ist es sogar eine zwingende Voraussetzung, denn die Zertifizierung liefert das nötige Know-how des Qualitätsmanagements.
Eignet sich die Weiterbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragten auch für Berufstätige?
Die Weiterbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragen an den WBS SCHULEN nimmt beispielsweise zwei Tage die Woche in Anspruch – da macht es Sinn, nebenbei zu arbeiten. Jeder Unterrichtsblock wird zweimal die Woche angeboten, sodass man immer einen Alternativtermin wahrnehmen kann. Das Modell ist dadurch gut mit dem Spät- und Frühdienst im Gesundheitswesen vereinbar. Eine frühzeitige, entsprechende Vereinbarung mit dem Arbeitgeber ist jedoch ratsam. Oft sind viele Unternehmen bereit, in die Potenziale ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu investieren und die Kosten für die Weiterbildung zu übernehmen, um langfristig von hochqualifizierten Mitarbeitern zu profitieren.
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