Carsten Fried und sein Vater haben für ihren genialen Tür- und Hebebügel bei „Die Höhle der Löwen“ einen Investor gefunden.
Jeder kennt das: Manchmal hat man eine einfache wie geniale Idee und fragt sich: „Warum hat das noch niemand erfunden?“. Meist hört die Erfolgsgeschichte der eigenen Idee genau in diesem Moment schon wieder auf. Bei Carsten und Walter Fried war das anders. Vater und Sohn machten aus einer zufällig entstandenen Idee ein eigenes Produkt, den Tür-und Hebebügel, und gründeten ihre eigene Firma Fried Elements. Durch ihre Teilnahme an der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ haben Sie mittlerweile sogar einen Investor gefunden. Im Interview erzählt uns Carsten Fried von seiner Geschichte – von der ersten Idee über die Zeit seiner Arbeitslosigkeit bis zum Erfolg bei „Die Höhle der Löwen“.
Wie sind Sie und Ihr Vater auf die Idee für Ihren Tür- und Hebebügel gekommen?
Den Tür- und Hebebügel gibt es bereits seit fünf Jahren. Er ist aus einer Art Blitzidee entstanden: Die Wohnzimmertür meines Vaters quietschte, aber aufgrund einer Schulterverletzung konnte er die Tür nicht alleine aus den Scharnieren heben, um sie zu ölen. Das wollte er nicht akzeptieren. Er verschwand in seiner Werkstatt und baute im Handumdrehen den Prototypen des Türbügels, mit diesem konnte er die Tür trotz Schulterverletzung eigenständig aushängen. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, sie auch wieder auf leichtem Wege einhängen zu können. Wieder verschwand er in seiner Werkstatt, zurück kam er mit der heutigen Führungshülse. Damit konnte er die Wohnzimmertür ganz leicht wieder einhängen. Das System funktionierte prima. Als er mir den Bügel zeigte war ich sofort begeistert und wusste: „Das dürfen wir nicht für uns behalten, das muss auf den Markt!“

Wie verlief der Weg von der ersten Idee zum fertigen Produkt?
Ganz nach dem Motto: Gesagt, getan. Wir haben zunächst ein Einzelunternehmen gegründet und uns dann nach einem Hersteller umgesehen, der die Teile produzieren konnte. Schnell wurde uns klar, dass wir ohne Firmennamen und Logo nicht weiterkamen, kein Hersteller würde uns ernst nehmen. Da wir Vater und Sohn sind, wollten wir gerne unseren Namen verwenden. Irgendwann landeten wir bei ‚Fried Elements’. Daraus entwickelte ich unser Logo und später unsere Website – das hatte ich bis dahin auch noch nie gemacht. Kurz darauf haben wir dann einen Hersteller gefunden, mit dessen Qualität wir zufrieden waren. Wir haben von Anfang an darauf wertgelegt, dass wir ein hochwertiges Produkt herstellen. Zunächst haben wir 5.000 Tür- und Hebebügel produzieren lassen, diese haben wir über Haustürverkäufe und später über Amazon vertrieben. Über Mund-zu-Mund-Propaganda fanden wir zunehmend Abnehmer und die Verkaufszahlen stiegen. Die Feedbacks unserer Kundschaft waren von Anfang an positiv und haben uns angespornt, weiter zu machen.
Wie ging es mit Ihrer beruflichen Laufbahn dann weiter?
Das war ein etwas holpriger Weg. Ich habe damals noch Vollzeit gearbeitet, mein Vater war bereits in Rente, das Geschäft mit den Türbügeln haben wir nebenbei betrieben. Ich bin gelernter Maschinenschlosser, habe mich weitergebildet zum Maschinenbautechniker und hauptsächlich in der Projektleitung gearbeitet. Dann hat 2015 mein Arbeitgeber seine Firma „Richter Maschinenfabrik GmbH“ geschlossen. Anfang September habe ich eine neue Stelle gefunden, aber mich dort nicht wohl gefühlt. Alles war irgendwie steif und trocken, vor allem unter den Kollegen. Da ich bereits 20 Jahre lang mit dem CAD-Programm „MegaCAD“ gearbeitet hatte, habe ich daraufhin gezielt nach einer Firma gesucht, die ebenfalls mit dieser Software arbeitet. Ich wurde fündig, habe ich mich initiativ beworben und wurde tatsächlich eingestellt. Diesmal bin ich gut mit den Kollegen zurechtgekommen, aber nicht mit der Arbeit – es war die falsche Branche. Im April 2016 habe ich mich dann arbeitslos gemeldet und mich erneut auf Jobsuche begeben. Aber aus meinen Bewerbungen wurde erst einmal nichts.
Wie haben Sie die Zeit der Arbeitsuche überbrückt?
Ich habe zwei – durch die Agentur für Arbeit – geförderte Weiterbildungen bei dem Bildungsanbieter WBS TRAINING absolviert. Eine Weiterbildung zum CAD-Anwender mit CATIA V5, gefolgt von einem Kurs in „SolidWorks“. Besonders interessant für mich war, dass beide CAD-Programme in 3D waren, bis dahin hatte ich immer in 2D konstruiert. 3D-Zeichnen wollte ich schon immer können, da man sich das ganze Bauteil schon vorab plastisch ansehen kann. Beide Weiterbildungen habe ich komplett online absolviert, das war toll und auch eine neue Herausforderung für mich. Zunächst dachte ich: „20 Mitschüler an verschiedenen Orten mit Headsets. Wie soll das gehen?“ Aber, es hat richtig Spaß gemacht, meine Erfahrung mit WBS TRAINING war durchweg positiv. Der Austausch war sehr persönlich, obwohl ich meine zweite Weiterbildung von Zuhause absolviert habe und mit den anderen Teilnehmern nur online kommuniziert habe. Wir haben uns ab und an sogar im „echten Leben“ verabredet, zum Beispiel waren wir an Nikolaus kegeln. Das hat das Ganze so sympathisch gemacht und war mir eine große Unterstützung. Nebenbei habe ich mich weiter auf verschiedene Stellen beworben, aber leider nichts gefunden.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich bei der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ zu bewerben?
Während dieser ganzen Zeit arbeiteten mein Vater und ich weiter am Vertrieb unseres Türhebels. Eines Abends sah ich mir die Sendung „Die Höhle der Löwen“ auf dem Fernsehsender VOX an und dachte: „Wir haben so ein tolles Produkt, das passt doch eigentlich ideal zu dieser Sendung“. Ich habe unsere Bewerbung losgeschickt und schon zwei Tage später hat sich jemand von der Sendung zurückgemeldet. Die Telefonate häuften sich und im Januar 2017 sind wir das erste Mal nach Köln in die MMC-Studios gefahren. Leider sind wir nicht drangekommen, aber beim zweiten Mal im März hat es geklappt. Wenn ich mir das heute überlege: Ich habe lange keine Arbeitsstelle gefunden und dann passiert mir so ein Ding. Ganz große Klasse!
Haben Sie Tipps für Menschen, die sich beruflich neu orientieren bzw. arbeitsuchend sind?
Ich denke, das wichtigste ist es, flexibel zu bleiben. Hätte ich zum Beispiel nicht das Glück mit „Die Höhle der Löwen“ gehabt und weiter keine Stelle in meinem gelernten Bereich gefunden, hätte ich mich wahrscheinlich noch einmal in eine kaufmännische Richtung umorientiert. Ich bin nicht der Typ, der aufgrund eines neuen Jobs ans andere Ende von Deutschland zieht. Meine Frau und ich haben ein Haus in der Nähe von Kassel und sind hier verwurzelt. Während der vier Monate Weiterbildung, habe ich für mich selbst viel Neues gelernt. Innerhalb unserer Kursgruppe und bei der WBS TRAINING herrschte eine gewisse Wärme vor, die mir diese Saure-Gurken-Zeit der Arbeitslosigkeit erheblich erleichtert hat. Neben den Weiterbildungen habe ich meinen Vater beim Vertrieb von Fried-Elements unterstützt. Dadurch war ich immer beschäftigt, das hat geholfen.

Welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft und wie geht es mit „Fried Elements“ weiter?
Wir wollen uns nicht auf einem Bein ausruhen, deshalb ist bereits ein weiteres Produkt in Planung, die Produktpalette wird sich also vergrößern. Unser Ziel ist es, die Firma weiter aufzubauen, bis sie so gut läuft, dass wir irgendwann davon leben können. Unser Türbügel ist kein Modeartikel, sondern ein Werkzeug, das sich im besten Falle in allen Baumärkten festsetzt. Wenn der aktuelle Hype vorbei ist oder der Investor einmal rausgehen sollte, möchten wir trotzdem weitermachen und in der Lage sein, unsere Firma am Laufen zu halten. Haustürgeschäfte, Besuche auf Messen und den Vertrieb für Baumärkte, die keiner Kette angehören, übernehmen mein Vater und ich auch in Zukunft weiter selbst. Die Herstellung und vor allem die Platzierung in Einzelhandelsketten und Baumärkten übernimmt unser Investor Ralf Dümmel mit seiner Firma DS Produkte. Mit ihm haben wir eine GmbH gegründet. Ich bin viel im Kontakt mit den Mitarbeitern von DS Produkte und fühle mich fast schon als Teil der Firma, so als wäre sie mein neuer Arbeitgeber. Das ist jetzt sozusagen mein neuer Job.
Was hat sich seit Ihrer Teilnahme an „Die Höhle der Löwen“ verändert?
Die Ausstrahlung von „Die Höhle der Löwen“ ist gerade mal zwei Wochen her und trotzdem ist schon so viel passiert. Vor der Sendung haben wir keine große Werbung gemacht. Wir haben alles selbst finanziert. So hatten wir keine Schulden, konnten uns aber beispielsweise auch keine Anzeige über eine halbe Seite in einer Tageszeitung für 6.000 Euro leisten. Das lief fast alles über Mund-zu-Mund-Propaganda. Unsere Kunden waren vor allem private Haushalte oder Schreinereien bzw. Firmen, die Türen einbauen und transportieren. Aktuell bekommen wir ständig Anrufe und Presseanfragen. Gerade waren wir auf der Herbst-Ausstellung, einer Messe in Kassel, auf der wir vor vier oder fünf Jahren schon einmal waren. Damals hatten wir keinen schönen Stand und mussten die Messebesucher aktiv ansprechen. Diesmal kamen die Menschen von ganz alleine, weil sie uns aus dem Fernsehen kennen. Momentan stellen wir unser Produkt sogar bei QVC vor, das ist ein ganz neues Leben. So eine Werbekampagne hätten wir uns niemals leisten können. Das ist wirklich ein großes Glück für uns.
Lieber Herr Fried, vielen Dank für das Gespräch!
Titelbild: © QVC Handel LLC & Co. KG