Digitale Senioren: Für viele ältere Menschen wird das Netz immer wichtiger. Doch die Förderung der Silver Surfer in der Digitalisierung hat noch Lücken. Das zeigt das Beispiel von Manfred und Ute.
Manfred ist seit vielen Jahren Rentner und hat sich in seinem Haus auf dem Land ein kleines Büro eingerichtet. Als Elektriker kam er in seinem Beruf mit dem Internet nie in Berührung. „Ich habe Baustellen betreut, da brauchten wir kein Internet“, sagt er.
Wetteraufzeichnung – das ist schon lange sein großes Hobby. Früher hat er alles händisch in seine Tabellen eingetragen. Das ändert sich, als ihm sein Sohn einen Computer schenkt. Manfred lernt, mit Excel-Tabellen umzugehen und seine Listen abzuspeichern. „Das geht viel schneller“, sagt er.
Ehefrau Ute kann sich mit der Digitalisierung nicht anfreunden. „Muss er in seinem Alter noch mit diesem elektronischen Kram anfangen? Dafür sind wir doch wirklich zu alt“, sagt sie.
Als Ute von ihrer Tochter ein Tablet geschenkt bekommt, entdeckt sie das Puzzeln über Apps. Das findet sie klasse, aber mehr traut sie sich nicht zu. Regelmäßig muss die Tochter anrücken und das Tablet neu einrichten. Denn Ute löscht gerne mal aus Versehen etwas.
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Digitale Senioren: Manfred ist ein echter Silver Surfer
Manfred ist mittlerweile über 80 Jahre alt und ein echter Silver Surfer. Am Computer ist er richtig fit. Er surft im Internet und macht sogar Online-Banking.
Beigebracht hat sich Manfred alles selbst. Er hat viel recherchiert und sich von seinem Sohn einiges beibringen lassen. Ute findet das Internet nach wie vor gruselig und möchte damit nichts zu tun haben. „Ich bin dafür zu alt und muss nicht alles können“, sagt sie.
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Digitalisierung auf dem Land
Neulich hat Manfred eine Online-Überweisung falsch ausgefüllt. Das Geld ist auf einem falschen Konto gelandet. Für Ute war dieser Vorfall ein großer Aufhänger. Sie hat mächtig geschimpft: auf das Internet, auf ihren Mann und auf die Bank.
Ute sagt, die alten Menschen vergesse man heute. In ihrem Dorf gebe es nicht einmal mehr eine Bank-Filiale. Manfred sei gezwungen, Online-Banking zu machen. Und nun sei ihm auch noch dieser Fehler bei der Überweisung passiert.
Der Ehemann sieht das gelassen. Er sagt, das hätte auch einem jungen Menschen passieren können. Und er traue sich wenigstens zu, mit einem Computer umzugehen.
Was er sich wünscht: Einen Senioren-Kurs, in dem er alles lernt, was ihn so brennend interessiert. Aber auf dem Land gebe es leider keine Senioren-Förderung in Sachen Digitalisierung. Dafür müsse er viele Kilometer in die nächste Großstadt fahren.

Bildquelle: pixabay | StockSnap
Die Förderung der älteren Menschen ist wichtig
Studien belegen, dass der Anteil der Mediennutzung bei den Senior:innen steigt. Sie schreiben E-Mails, nutzen eReader und hören Podcasts. Und nutzen sogar Apps, so wie Ute.
Bei den digitalen Förderprogrammen ist man in den Städten deutlich fortschrittlicher. Rund 400 Senioren pro Jahr gäbe es in den Kursen, sagt Petra Tenbrink von der Volkshochschule Köln in einem Artikel im Magazin 50plus Treff. Computer und Internet-Grundkurse spielten hierbei eine große Rolle.
Die Pandemie hat vielen älteren Menschen gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung ist, und dass sie viele Vorteile bringt. Virtuelle Treffen mit den Liebsten, Shopping im Internet und vieles mehr. Selbst die Vergabe von Impfterminen fand häufig über das Internet statt.
Ute und Manfred haben Glück. Ihre Kinder und Enkel wohnen nicht weit entfernt. Sie haben sich während des Lockdowns um vieles gekümmert. Seine freie Zeit verbrachte Manfred dennoch gerne an seinem Laptop. Denn auch die Treffen mit seinem Stammtisch sind lange ausgefallen.
Den Silver Surfern Mut machen und sie fördern
Dagmar Hirche vom Verein Wege aus der Einsamkeit macht älteren Menschen Mut, sich mit der Digitalisierung anzufreunden. Sie nicht als Feind, sondern als Freund und somit als Chance zu sehen.
Der 2007 gegründete Verein mit Sitz in Hamburg macht sich dafür stark, Menschen 65+ digitale Bildungsangebote zu machen und fordert kostenfreies WLAN in Alters- und Seniorenheimen.
In der Politik endet die Digitale Bildung bei 65. Wer wie Ute und Manfred auf dem Land wohnt, fällt ohnehin durch das Raster. Muss lange Anfahrten in die nächste Großstadt in Kauf nehmen und fühlt sich dadurch noch mehr verunsichert.
Im Podcast Springender Punkt verrät Dagmar Hirche, wie wichtig es ist, ältere Menschen für die Digitalisierung zu begeistern und sie zu unterstützen. Hört jetzt die Folge „Digitale Senioren: Wie erobern die Silver Surfer das Netz?“
Die Generation der digitalen Senioren dort abholen, wo sie steht
Manfred und Ute sind kein Einzelfall. Wenn wir die älteren Menschen gleichberechtigt am digitalen Leben teilhaben lassen wollen, müssen wir umdenken. Sie aktiv fördern – und das nicht nur in Großstädten.
Der Verein „Wege aus der Einsamkeit“ setzt sich seit 2015 dafür ein, Senioren mit der Digitalisierung vertraut sich machen. Bundesweite, kostenfreie digitale Bildungsangebote für Senioren ab 65+ helfen dabei, die Lebensumstände älterer zu verbessern.
Es gibt außerdem kostenlose Gesprächsrunden, in denen sich die alten Menschen austauschen und gegenseitig unterstützen können. „Das Interesse ist riesig und zeigt uns, dass es viel zu wenige vergleichbare Angebote gibt“, sagt der Verein.
Auch Unternehmen müssen umdenken, wenn sie ältere Menschen online ansprechen wollen. Texte müssen lesefreundlich gestaltet, die mobile Ansicht auf das Internet-Verhalten dieser Menschen angepasst werden.
Um flächendeckend eine Förderung in der Digitalisierung für die Generation Silver Surfer zu gewährleisten, gibt es noch alle Hände voll zu tun.
Wieso, weshalb, warum eine Weiterbildung in der Digitalisierung für alle Generationen wichtig ist, kannst du in diesem Artikel nachlesen.
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