Dominik Kötter (39) ist studierter Betriebswirt und seit 2014 bei der Pflege Management Fortune GmbH in Dresden tätig, die seine Familie gemeinsam mit einem Partner gegründet hat. Dominiks Hauptaufgabe war dort die kaufmännische Verwaltung – bis er sich dazu entschloss, eine grundständige Ausbildung zur Altenpflegefachkraft zu beginnen. Dafür hängte er seine Geschäftsführertätigkeit vorübergehend an den Nagel und drückt noch einmal die „Schulbank“. Nun ist die Ausbildung sein neuer Vollzeitjob, parallel zur Arbeit im Pflegedienst. Warum er das tut, hat er uns im Interview verraten.
Lieber Dominik, du hattest bereits einen Vollzeitjob im Pflegemanagement eures Unternehmens, du engagierst dich ehrenamtlich im Arbeitgeber- und Berufsverband Privater Pflege e. V. und stehst auch sonst mit beiden Beinen fest im Berufsleben. Wie bist du auf den Gedanken gekommen, parallel dazu auch noch eine Altenpflegeausbildung zu absolvieren?
Nun ja, im Pflegedienst war ich für die Planung der internen Abläufe verantwortlich. Leider hat es aber für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeitlich oft nicht so gepasst, wie ich es theoretisch auf dem Papier abgebildet hatte. Und ich wiederum habe manchmal nicht verstanden, warum die Pflegekräfte viel länger bei den Patienten waren als ich es eingeplant hatte. Das wollte und musste ich ändern. Ich wollte realistischer einschätzen können, wann eine Tour wirklich voll ist und welche Aspekte die Arbeit tatsächlich so stressig machen, wie die Kolleginnen und Kollegen es mir immer schilderten. Natürlich hätte ich einfach ein paar Mal mitfahren können, um die Abläufe zu sehen. Das hätte mir aber nicht ausgereicht.
Und dann hast du dich dazu entschlossen, selbst eine Ausbildung zum Altenpfleger zu machen.
Ja, genau, ich wollte die fachlichen Arbeiten selbst ausführen, um einen realistischen Eindruck zu gewinnen. Neben den eigentlichen pflegerischen Tätigkeiten benötigen Pflegekräfte beispielsweise auch viel Zeit für die Dokumentation oder das Schreiben der Pflegeplanung. Das erfährt man aber nicht durch das bloße Zuschauen, sondern nur, indem man selbst Hand anlegt. Und um das tun zu können, wollte ich die Ausbildung zum Altenpfleger absolvieren.
Wie hat denn dein Bruder, einer der Mitinhaber eures Pflegedienstes, auf dein Vorhaben reagiert?
Er hat es positiv aufgenommen, denn es war eine gemeinsam getroffene Entscheidung. Wir haben beide BWL studiert und sind daher beide ohne jegliche Erfahrung in der Pflegepraxis. Deshalb waren wir uns einig darüber, dass es sehr nützlich wäre, wenn sich wenigstens einer von uns dieses praktische Wissen aneignen könnte. Und da mein Bruder kein Blut und keine Spritzen sehen kann (lacht) und seine Tochter noch sehr klein ist, habe ich die Ausbildung begonnen.
Wie war das Feedback deiner Angestellten als du ihnen deinen Plan von der Altenpflegeausbildung eröffnet hast?
Nun ja, zuerst waren sie doch eher skeptisch. Vor allem, als wir die ersten gemeinsamen Touren gefahren sind, war schon häufig das Gefühl da, ich wolle sie kontrollieren. Das hat sich mittlerweile aber geändert, weil sie sehen, dass ich all die Tätigkeiten ausführe, die auch sie tagtäglich durchführen. Man kann sagen, wir haben uns einander angenähert, und zwar in der Hinsicht, dass ich jetzt viel besser verstehe, welche Tätigkeiten wie viel Zeit benötigen. Sie andererseits ebenfalls anders zu denken beginnen. Wenn wir gemeinsam auf Tour sind, gebe ich Hinweise aus betriebswirtschaftlicher Sicht und merke, dass sie meine Denkweise jetzt besser nachvollziehen können. Dieses Übereinanderlegen der verschiedenen Sichtweisen hat uns vorangebracht.
Wie schaffst du es eigentlich, neben dem Pflegejob noch die Ausbildung in Vollzeit zu absolvieren? Jede Tätigkeit für sich ist ja schon sehr herausfordernd und zeitintensiv.
Meine Familie ist diesbezüglich die größte Stütze. Meine Frau ist glücklicherweise Lehrerin mit einer relativ geregelten Tagesstruktur. Trotzdem mussten wir schon einiges umstrukturieren, damit alles reibungslos läuft. Wenn ich beispielsweise Spätdienst habe, kümmert sie sich allein um unsere Kinder. Mein Bruder hat mich aus den kaufmännischen Aufgaben fast komplett herausgelöst. Für unseren Pflegedienst arbeite ich dennoch – jetzt eben als Auszubildender. Gemeinsam mit einer Fachkraft fahre ich zu unseren Klientinnen und Klienten und erledige die pflegerelevanten Tätigkeiten, die ich im 2. Ausbildungsjahr ausführen darf.
Warum hast du dich für eine Ausbildung bei den WBS SCHULEN entschieden?
In unserem Pflegedienst hatten wir bereits Schülerinnen und Schüler, die ihre theoretische Ausbildung dort gemacht haben. Diese habe ich nach ihren Erfahrungen befragt. Außerdem kannte ich schon die Fachpraxislehrkräfte von deren Besuchen ihrer Auszubildenden bei uns im praktischen Einsatz. Mir war es wichtig, dass ich die Ausbildung berufsbegleitend durchführen kann. Viele Schulen bieten nur Blockunterricht an, d.h. mehrere Wochen Theorie wechseln mit mehreren Wochen Praxis. Das funktioniert für mich aber nicht. An den WBS SCHULEN bin ich drei Tage pro Woche in der Praxis und zwei in der Schule. So kann ich beide Lebensschwerpunkte gut miteinander vereinbaren.

Wie geht es dir in deiner Klasse?
Es macht definitiv viel Spaß. Wir sind eine gut durchmischte Klasse – von 18 bis 53 Jahren ist alles dabei: Erstauszubildende, aber auch Umschüler, die einen neuen Beruf erlernen. Trotz der großen Altersspanne verstehen wir uns wirklich gut. Ich denke, das liegt daran, dass wir alle genau wissen, warum wir die Ausbildung in der Altenpflege machen wollen.
Wie klappt das Lernen?
Das Lernen an sich ist schon anstrengend. Ich habe meine festen zwei, drei Tage, an denen ich mich abends noch hinsetze und lerne. Die Freiheiten, die ich während des Studiums diesbezüglich hatte, als ich mich, noch ohne Familie, tagelang zum Pauken einschließen konnte, habe ich ja jetzt nicht mehr.
Hat sich dein Verhältnis zu den Klienten verändert, seitdem du „Altenpflegeazubi“ bist?
Auf jeden Fall. Man bekommt definitiv einen anderen, viel persönlicheren Blick auf die Menschen. Früher kannten sie mich nur vom Kostenvoranschlag und Vertragsabschluss und waren für mich eine Zahl in der Kartei. Jetzt sehe ich ein Gesicht und erfahre eine persönliche Lebensgeschichte dazu. So verstehe ich auch besser, warum meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei jemandem etwas mehr Zeit verbringen, als bei jemand anderem. Das macht einen großen Unterschied für mich.
Wie wird es nach deiner Ausbildung weitergehen? Was wird sich für dich ändern?
Darüber mache ich mir tatsächlich viele Gedanken. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich immer mal wieder mit auf Tour gehe. Das wird vor allem dann der Fall sein, wenn Kolleginnen und Kollegen krankheitsbedingt ausfallen oder wir anderweitig Spitzenbelastungen abfedern müssen. Aber im Großen und Ganzen übernehme ich wieder meinen „alten“ Posten, auch um meinen Bruder in der kaufmännischen Verwaltung zu entlasten.
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